René Ehrsam hat geschrieben:
Zum ersten Mal zeigt Louis van Marissing, der introvertierte Amsterdamer Künstler Werke in der Schweiz. Fernab vom Kunsthype der Händler und Galerien ist er meditativer Sucher geblieben. Mit gelöster Aufmerksamkeit bewegt er sein Material entlang den Grenzen von Form und Auflösung – neuen Strukturen zu. Den Blick mit wechselndem Fokus aufs Bild und sich selbst. Belebter Raum entsteht – füllt dem Betrachter zu. Nicht Materielles eröffnet sich dem Auge. ‘Sichtbar machen‘ nennt das Louis van Marissing.
Van Marissing arbeitet mit selbstgemachten Farben und Materialien: Sand, Leinöl, Pigmente, Goldstaub, gebrannte Siena, Bienenwachs – mit Fingerspitzen, Bürsten, Hohlmeiszel und Pinseln durchwirkt, gearbeitet, geformt. Seine Bilder atmen eine sinnliche Erdigkeit. Vertrautheit bleibt beim Gang durch fremde Räume bewahrt.
Wechselnder Fokus – im Bild und auf sich selber – von betrachtenden Pausen unterbrochen: Der meditative Akt – von innerer Ruhe getragen – lösst Formen plötzliche Tiefe gewinnen. Uralte Zeiten sind eingeflossen. Wege gerinnen in einer Zukunft, die den Betrachter freundlich zur sehr persönlichen Reise einlädt.
Van Marissings behutsamer Umgang mit Material und Komposition gibt das Gefühl, Undefinierbares werde fassbar und die Suche nach Sinn liefere gültige Antworten. Doch ‘letztliche Wahrheit‘ steht nicht auf seinem Programm. Und die Reise durch wechselnde Spektren gibt ‘das Geheimnis‘ nicht preis.
Der dauernde Wandel eigener Befindlichkeit reflektiert im Betrachter. Wir beginnen unsere Bilder zu suchen, spiegeln in der Veränderlichkeit. Bei jeder Begegnung vom neuem. Das macht die Auseinandersetzung mit Louis van Marissing so spannend.
Die große Leere ist weit,breit füllt sie den Raum. Nichts hindert sie.
Wundersam Seiend – rotierend – tut sie es aus sich Selbst.
Geschmolzen formt sie Ströme und Bäche.
Geronnen formt sie Berge und Höhen
Sun Chuo (310 – 397)